Antworten auf den demografischen Wandel

Ein Kind, eine junge Frau und ein älterer Mann sitzen auf einem Sofa
Die Gesellschaft wird älter und vielfältiger © Bildnachweis: Yuri Arcurs

Die Gesellschaft wird älter und vielfältiger. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten wird sich die Bevölkerung in Deutschland weiter stark verändern - nicht zuletzt auch durch die Zuwanderung. Denn die Anzahl der Geburten stieg zwar von 2011 bis 2016 infolge verbesserter Rahmenbedingungen für Familien mit Kindern von 1,39 auf 1,59 an und blieb bis zum Jahr 2021 (1,58) relativ konstant. In den Folgejahren sank die Geburtenziffer aber wieder deutlich. Aktuell beläuft sie sich auf 1,38 Kinder pro Frau. Längerfristig wird die Bevölkerungszahl dadurch sinken - und Deutschland wird älter. 

Der Anteil älterer Menschen wird besonders stark in den nächsten zehn Jahren steigen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Dies setzt nicht nur die Sozialsysteme unter Druck. Künftig müssen sich weniger Menschen um mehr Menschen kümmern als je zuvor. Die Organisation von Care-Arbeit wird in den nächsten Jahrzehnten zu einer zentralen politischen Aufgabe in unserer Gesellschaft. Diese Veränderungen sind grundlegend, dauerhaft, treten regional unterschiedlich auf und werden in unserer Gesellschaft immer stärker spürbar. 

Der demografische Wandel stellt eine große Herausforderung für Politik, Verwaltung, Wirtschaft und jeden Einzelnen unserer Gesellschaft dar. Umso wichtiger ist es, diese Herausforderung anzugehen. Das Bundesfamilienministerium als Ministerium für alle Generationen befasst sich daher mit den Ursachen und Folgen der demografischen Entwicklung.

Demografiestrategie und Gleichwertige Lebensverhältnisse

Die Demografiestrategie der Bundesregierung wurde 2012 erarbeitet und 2015 weiterentwickelt. Die Ziele der Strategie: die Stärkung des wirtschaftlichen Wachstumspotenzials, die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und gleichwertiger Lebensverhältnisse. Sie beinhaltet Maßnahmen des Bundes und Vorschläge, die gemeinsam mit Ländern, Kommunen, Verbänden, Sozialpartnern, Wirtschaft, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft umgesetzt wurden. Unter dem Titel "Jedes Alter zählt - Für mehr Wohlstand und Lebensqualität aller Generationen" hat die Bundesregierung wesentliche Ergebnisse auf dem Demografiegipfel 2017 präsentiert.

Im Ergebnis der Demografiestrategie waren vier Ansatzpunkte von zentraler Bedeutung:

  • Wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand langfristig sichern, damit auch künftige Generationen am Wohlstand teilhaben können.
  • Den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern, denn belastbare soziale Beziehungen - in der Familie, der Nachbarschaft bis hin zu Gesellschaft und Arbeitswelt - sind unverzichtbar.
  • Gleichwertige Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen in allen Regionen unterstützen und eine hohe Lebensqualität in Stadt und Land sichern.
  • Die Handlungsfähigkeit des Staates erhalten, verlässliche soziale Sicherungssysteme zu gewährleisten und den öffentlichen Dienst attraktiv halten.

Vier Arbeitsgruppen in Federführung des Bundesfamilienministeriums

Bei vier der insgesamt zehn Arbeitsgruppen der Demografiestrategie war das Bundesfamilienministerium federführend. Neben den drei bestehenden Arbeitsgruppen in den Bereichen Familie, ältere Menschen und Menschen mit Demenz wurde 2014 auf Initiative des Bundesfamilienministeriums eine Arbeitsgruppe zu Jugend eingerichtet. Denn junge Menschen werden in besonderer Weise von der demografischen Entwicklung betroffen sein.

  • Ziel der Arbeitsgruppe "Gute Partnerschaften für starke Familien" war die Erarbeitung konkreter Beiträge für eine verbesserte partnerschaftliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf in verschiedenen Handlungsfeldern.
  • Selbstständigkeit beim Wohnen, Gesundheit und aktive Teilhabe bis ins hohe Alter sowie das Projekt "Demografiewerkstatt Kommunen" waren Themen der Arbeitsgruppe "Selbstbestimmtes Leben im Alter".
  • Der Umgang mit Demenz gehört zu den großen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Die Arbeitsgruppe "Allianz für Menschen mit Demenz" hatte daher das Ziel, die Lebenssituation von Erkrankten und Angehörigen zu verbessern.
  • Mit der Arbeitsgruppe "Jugend gestaltet Zukunft" wurden die Interessen und Bedürfnisse junger Menschen in der Demografiestrategie der Bundesregierung stärker berücksichtigt. In einem gemeinsamen Prozess mit Jugendlichen hat sie Handlungsempfehlungen unter dem Titel "Jugend gestaltet Zukunft - Gelingendes Aufwachsen in ländlichen Regionen" erarbeitet.

Kommission "Gleichwertige Lebensverhältnisse"

Eine weitere Folge des demografischen Wandels ist die unterschiedliche wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Regionen in Deutschland. Während viele Städte weiter an Bevölkerung hinzugewinnen werden, droht vielen ländlichen Gebieten die Abwanderung. Um die innere Einheit Deutschlands nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial zu sichern, hat die Bundesregierung 2018 die Kommission "Gleichwertige Lebensverhältnisse" ins Leben gerufen. Das Bundeskabinett hat im Juli 2019 die Schlussfolgerungen aus der Arbeit der Kommission zur Kenntnis genommen und konkrete Maßnahmen des Bundes zur Umsetzung beschlossen. Die Bundesregierung versteht unter "Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse" in erster Linie wirtschaftliche Kohäsion, gesellschaftlichen Zusammenhalt und Teilhabe, Zugang zu Infrastruktur und Daseinsvorsorge und Schaffung der ökologischen Rahmenbedingungen für ein gutes Leben und Wirtschaften in Deutschland. 

Auf Basis dieses Verständnis hat die Bundesregierung 2024 den ersten Gleichwertigkeitsbericht veröffentlicht. Der Gleichwertigkeitsbericht beschreibt erstmals den Stand und die Entwicklung der Lebenssituation vor Ort. Nicht nur auf Basis verfügbarer Indikatoren, sondern er bezieht auch die Ergebnisse einer eigens in allen Kreisen und kreisfreien Städten Deutschlands durchgeführten Befragung von Bürgerinnen und Bürgern ein. Der Gleichwertigkeitsbericht gibt zudem Überblick über die regionale Mittelverteilung und Effekte des "Gesamtdeutschen Fördersystems für strukturschwache Regionen", das seit dem Jahr 2020 ein zentrales Element der Gleichwertigkeitspolitik der Bundesregierung sowie Ergebnis der Kommission "Gleichwertige Lebensverhältnisse" ist. Das "Gesamtdeutsche Fördersystem für strukturschwache Regionen" wird kontinuierlich weiterentwickelt

Einen aktuellen Überblick, wie es um wichtige Lebensbereiche in Stadt und Land steht, bietet der Deutschlandatlas in Form von Deutschlandkarten.