Internationale Fachtagung Vielfalt stärker in frühkindliche Bildung einbeziehen

Petra Bahr bei der Eröffnung der ICEC-Fachtagung
Dr. Petra Bahr eröffnet die ICEC-Fachtagung im DJI in Berlin © Jordis Schlösser

Am 30. September eröffnete die Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, Dr. Petra Bahr, am Deutschen Jugendinstitut (DJI) in Berlin die achte Fachtagung des Internationalen Zentrums Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (ICEC). Die Fachtagung findet vom 30. September bis zum 1. Oktober unter dem Titel "Vielfalt und Gerechtigkeit in der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE): Konvergierende Trends in Europa?" statt. Die zunehmende Vielfalt von Kindern und Familien sowie die unterschiedlichen Bedürfnisse im Kontext von Migration, Armut und gesellschaftlicher Teilhabe stellen FBBE in vielen Ländern vor neue Herausforderungen. Während die Zahl der Kinder insgesamt zurückgeht, steigt der Unterstützungsbedarf in einzelnen Bereichen deutlich an. Wie Politik und Praxis auf diese Entwicklungen reagieren können, ist zentrale Fragestellung der Tagung. 

Dr. Petra Bahr: "Frühe Bildung, Betreuung und Erziehung ist entscheidend für den gesamten Bildungsweg. Wir wissen: Frühzeitige Förderung kann Benachteiligungen wirksam ausgleichen. Gleichzeitig zeigt sich aber, dass Kinder aus benachteiligten Lebenslagen in Deutschland seltener und oft später eine Kita besuchen. Einrichtungen in belasteten Quartieren stehen zudem vor besonderen Herausforderungen. Nachhaltige frühe Förderung gelingt deshalb nur, wenn gute Konzepte, professionelle Haltung und ausreichende Ressourcen zusammenkommen. Die wachsende Vielfalt der Kinder stellt uns international vor vergleichbare Aufgaben. Umso wichtiger ist der Blick über Ländergrenzen hinweg: Wir können voneinander lernen, Erfahrungen austauschen und gemeinsame Perspektiven entwickeln. Dieser Dialog eröffnet Zusammenspiele, macht Unterschiede sichtbar - und stärkt die Qualität frühkindlicher Bildung überall dort, wo Vielfalt gelebt wird."

Fachkräfte schulen, Diversitätssensibilität stärken

Während der zwei Tage erörtern Expertinnen und Experten aus Deutschland, Belgien, Finnland und den Niederlanden, wie FBBE-Systeme national und international mit der zunehmenden "Superdiversität" umgehen können. Im Fokus stehen Fragen zur optimalen Vorbereitung von Kindertageseinrichtungen und Fachkräften auf steigende Anforderungen sowie bewährte Ansätze zur Stärkung von Diversitätssensibilität. Prof. Paul Leseman von der Universität Utrecht eröffnete die fachliche Diskussion mit einer Keynote, in der er darlegte, wie die Widerstandsfähigkeit von Kita-Systemen angesichts gesellschaftlicher Herausforderungen gefördert werden kann, und beleuchtete dabei Modelle öffentlich-privater Zusammenarbeit auf lokaler Ebene als Motor für Chancengerechtigkeit und Inklusion.

Weitere Vorträge der ICEC-Fachtagung beleuchten Zugangsungleichheiten, die Stärkung interkultureller Kompetenzen von Fachkräften und Diskriminierung im pädagogischen Alltag, ergänzt durch positive Beispiele zur Demokratisierung frühkindlicher Bildung in Osteuropa. Das ICEC präsentiert zudem laufende Forschungsarbeiten und bietet in drei Workshops vertiefte Einblicke in interkulturelle Kompetenz im Team, diversitätssensible Familienzusammenarbeit und das Zusammenwirken von FBBE- und Migrationspolitik.

Internationales Zentrum Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (ICEC)

Das ICEC am DJI bündelt internationale Forschung zu FBBE-Politiken und Reformen, analysiert aktuelle Entwicklungen und trägt durch Wissenstransfer dazu bei, die frühkindliche Bildung in Deutschland und Europa zukunftsfest zu gestalten.