Bildungstrend 2024 Bildungsministerkonferenz berät über Handlungsoptionen

 

Karin Prien
Bundesbildungsministerin Karin Prien betont bei der fünften Bildungsministerkonferenz die Bedeutung von gut ausgebildeten jungen Menschen für die Zukunft von Deutschland © BMBFSFJ

Bei der fünften Bildungsministerkonferenz am 16. Oktober hat das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) die Ergebnisse des Bildungstrends 2024 vorgestellt. Die Studie untersucht, wie gut Schülerinnen und Schüler der neunten Jahrgangsstufe die bundesweit verbindlichen Bildungsstandards in Mathematik, Biologie, Chemie und Physik erreichen. Sie erlaubt erstmals eine Trendbetrachtung über zwölf Jahre hinweg. Die Ergebnisse zeigen deutliche Kompetenzrückgänge in allen vier Fächern seit 2018, aber auch hoch ausgeprägte Schulzufriedenheit und positive Ansätze bei der Integration und dem Einsatz digitaler Medien. Obwohl Motivation und psychosoziale Belastungen Anlass zur Sorge geben, zeigen die Befunde zugleich, dass engagierte Lehrkräfte und gezielte Förderung sich positiv auswirken.

Bundesbildungsministerin Karin Prien: "Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2024 sind ein besorgniserregender Befund und ein ernstzunehmendes Warnsignal. Wir sehen deutliche Leistungsrückgänge in fast allen Bundesländern, Schularten und Schülergruppen. Diese Entwicklung gefährdet die Aufstiegschancen junger Menschen und damit die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Deshalb braucht es jetzt entschlossenes gemeinsames Handeln. Bund und Länder müssen eine gemeinsame Kraftanstrengung unternehmen, um die Trendwende zu schaffen - mit besserer früher Sprachförderung, mehr Fokus auf Lesen, Schreiben und Rechnen sowie einer konsequenten Qualitätssicherung in allen Schulen. Bildung ist unser wichtigster Rohstoff - ohne gut ausgebildete junge Menschen hat Deutschland keine Zukunft. Ich sehe in dieser Herausforderung aber auch eine Chance: Die IQB-Ergebnisse können ein Wendepunkt sein, wenn wir sie als Weckruf verstehen. Darum möchte ich Bund, Länder und Kommunen aufrufen, im engen Schulterschluss zu handeln - gemeinsam mit Kitas, Schulen und Familien. Wir brauchen eine ehrliche Debatte und gemeinsame Ziele, damit wir die Bildungschancen unserer Kinder wirklich verbessern. Der Bund steht bereit, Verantwortung zu übernehmen. Ich strecke die Hand aus - für eine Partnerschaft, die unsere Kinder stark macht und unserem Land eine gute Zukunft sichert."

Positive Entwicklungen machen Mut

Die Studie zeigt positive Entwicklungen auf: Trotz pandemiebedingter Belastungen berichten Schülerinnen und Schüler weiterhin von hoher Schulzufriedenheit und sozialer Eingebundenheit, wobei auch Jugendliche mit Fluchterfahrung sich gut integriert fühlen. Das zeigt, dass die Schulen und Fachkräfte die von 780.000 (2018) auf 792.000 (2024) gestiegene Zahl von Jugendlichen der neunten Klasse erfolgreich bewältigt haben. Viele junge Menschen weisen ein mittleres bis hohes Selbstkonzept in den Fächern Biologie, Chemie, Physik und Mathematik auf, mit besonderem Interesse an Biologie. Lehrkräfte zeigen hohe Zufriedenheit und Enthusiasmus für ihren Beruf, insbesondere Quereinsteigerinnen und -einsteiger. Zudem wird der Einsatz digitaler Medien von vielen Lehrkräften als sinnvoll erachtet, wobei Lehrende für Mathematik und Physik hohe Selbstwirksamkeitserwartungen beim didaktisch sinnvollen Einsatz digitaler Werkzeuge zeigen.

Herausforderungen zeigen stärkeren Handlungsbedarf

Die Studie zeigt einen umfassenden Kompetenzrückgang in Mathematik, Biologie, Chemie und Physik seit 2018, der Schülerinnen und Schüler aller Schultypen betrifft. Gleichzeitig sanken das fachliche Interesse und das Selbstkonzept der Jugendlichen. Emotionale Probleme und Hyperaktivität nahmen zu - insbesondere bei Mädchen-, während die Schulverbundenheit abnahm - ein international zu beobachtendes Problem. Soziale und zuwanderungsbezogene Unterschiede bei der Bildung bleiben bestehen, und der Mathematikunterricht wird regional als weniger strukturiert wahrgenommen. Ein steigender Anteil an Lehrkräften ohne grundständiges Lehramtsstudium führt zu Kompetenznachteilen bei den Schülerinnen und Schülern, besonders in Schulen, in denen Jugendliche weniger gute Lernvoraussetzungen mitbringen. Die Studie fordert daher die konsequente Umsetzung von Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung und -bildung.

Mindeststandards und grundlegende Kompetenzen fördern 

Bund und Länder reagieren auf den IQB-Bildungstrend mit Initiativen und Projekten, die die Mindeststandards und Förderung grundlegender Kompetenzen sichern sollen. Dazu gehören QuaMath zur Verbesserung der mathematischen Bildung und StarS zur Erfassung früher Kompetenzen und Lehrkräftefortbildung. Das Startchancenprogramm und SchuMaS zeigen die Herausforderungen in sozial benachteiligten Regionen auf. Das Startchancenprogramm ist das größte Bildungsprogramm von Bund und Ländern, das mit 20 Milliarden Euro über zehn Jahre die Zahl der Jugendlichen, die die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik verfehlen, an geförderten Schulen halbieren soll. Es stärkt Basiskompetenzen, verbessert Lernumgebungen und strebt zusätzliches Personal an. Die sprachliche Förderung für Kinder mit geringen Deutschkenntnissen wird durch BiSS-Transfer ausgebaut. Ergänzend setzen Bund und Länder auf Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie die Qualifizierung von Lehrkräften.

IQB-Bildungstrend 2024 

Der IQB-Bildungstrend 2024 basiert auf einer repräsentativen Stichprobe von 48.279 Schülerinnen und Schülern aus 1556 Schulen in allen 16 Bundesländern. Erhoben wurden Kompetenzen in Mathematik sowie den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie, Chemie und Physik. Zusätzlich wurden motivationale, sozio-emotionale und unterrichtsbezogene Merkmale untersucht. Die Studie überprüft das Erreichen der Bildungsstandards der Klutusministerkonferenz (KMK) und erlaubt eine Trendanalyse über die Jahre 2012, 2018 und 2024.